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NLQ vor ort | Netzwerk lebendige quartiere

Dienstag, 24. Oktober 2023, 13.30 bis 16.45 Uhr

Aarau: Quartierentwicklung als Querschnittsthema

Das NLQ vor Ort 2023 hat am 23.10.23 in Aarau stattgefunden. An der Veranstaltung ist die grundlegende Frage gestellt worden: wie kann Quartierentwicklung als Querschnittsthema dauerhaft(er) und bereichsübergreifend in den Verwaltungsstrukturen integriert werden? In einem ersten Teil ist ein Überblick über den Prozess der Einführung des Themas Quartierentwicklung in der Stadtverwaltung gegeben worden. Im zweiten Teil sind in zwei Rundgängen die Themen intermediäre Strukturen und partizipatives Budget vertieft worden. Im dritten Teil ist der Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt gestanden.

Quartierentwicklung als Querschnittsthema in der Stadtverwaltung

Nach einer Begrüssung durch Stadträtin Angelica Cavegn-Leitner, stellt Mina Najdl den Teilnehmenden den Aufbau der Fachstelle Quartierentwicklung in Aarau vor. Basierend auf einem Legislaturziel aus den Jahren 2019-2022, begann die Stadt Aarau 2020 mit einer fachlichen und partizipativen Quartieranalyse. Ziel war es, die Bedürfnisse und Erwartungen der Bevölkerung hinsichtlich Quartierentwicklung abzuholen. Für diese erste Projektphase (2020-2021) wurden verschiedene Ziele festgelegt wie etwa die Förderung der Lebens- und Standortsqualität und ein regelmässiger Dialog zwischen Quartierbevölkerung, Verwaltung und Politik; ausserdem sollten Eigeninitiativen in Quartieren gefördert werden um diese durch eigene Ressourcen gestärkt werden. Eines dieser Projekte ist die Schaffung der Fachstelle Quartierentwicklung.

Die Fachstelle Quartierentwicklung wird von den beiden städtischen Abteilungen Bau und Soziales betrieben. So werden Quartierentwicklungsthemen als Querschnittaufgabe verstanden: denn die Quartierperspektive wird dadurch in den zahlreichen Tätigkeiten und Projekten der Verwaltung stärker gewichtet und ist so auch in der politischen Gewichtung präsenter.  Konkret bewältigt die Fachstelle Quartierentwicklung hat zwei Aufgaben: eine Anlaufstelle und Drehscheibe für die Anliegen der Bevölkerung zu bilden und die Etablierung der Quartierperspektive in der Tätigkeit der gesamten Verwaltung.

Rundgang 1: intermediäre Strukturen

Der Rundgang 1 zu den intermediären Strukturen, deren Erabeitung eine Massnahme aus dem Quartierentwicklungskonzept ist, nimmt die Teilnehmenden in das Familienzentrum Nord der Stadt Aarau. Dort hält Mina Najdl eine kurze Präsentation in welcher sie erklärt, was intermediäre Strukturen sind. Anschliessend besichtigen die Teilnehmenden das Familienzentrum gemeinsam.

Die Aufgabe der intermediären Strukturen der Stadt Aarau ist die Koordination des Angebots der Stadt. Sie bieten eine erste Anlaufstelle, welche Betroffene zu den richtigen Angeboten weiterleitet. Ausserdem gehört zu der Koordination auch ein Weiterdenken des Angebots, welche zwar nachgefragt werden, aber nicht existieren. 

Das Familienzentrum bietet verschiedene Angebote im Bereich frühe Kindheit an, etwa einen Mittagstisch für Familien mit Kindern zwischen 0-3 Monaten, einen Krabbeltreff für Kinder im Alter von 0-2 Jahren, einen Eltern- und Kindertreff sowie eine Beratung für Eltern. Die spielerischen Angebote haben zum Ziel, dass die Kinder selbstständig ihre Umgebung erkunden können, während die Eltern sie beobachten. Im Familienzentrum Nord gibt es auch einen Sandraum, in welchem die Kinder mit Sand spielen können. Die Angebote nach Monat finden sich auf der Webseite und werden mit Flyern beworben. Sie stehen den in Aarau wohnenden Familien zur Verfügung.

Rundgang 2: partizipatives Budget

Der zweite Rundgang findet in der Altstadt Aaraus statt und führt in das Projekt eines partizipativen Budgets für Quartierinitiativen ein. Der Rundgang zeigt Standorte, an welchen Projekte des partizipativen Budgets realisiert werden und worden sind, während über den Prozess, von der Einreichung bis zur Auswahl von Projekten der Quartierbevölkerung durch die Fachstelle, berichtet.

Das partizipative Budget gibt der Bevölkerung Projekte einzureichen und anschliessend darüber entscheiden, wie das Budget eingesetzt wird. Ein Projekt, welches zur Abstimmung zugelassen wird muss beispielsweise über eine selbsttragende Anstossfinanzierung verfügen und darf keine baurechtlichen Massnahmen erfordern. Die Projekte, welche die Prüfung bestanden haben, können anschliessend von der Stadtbevölkerung ausgewählt werden. Die Projekte mit den meisten Stimmen im Verhältnis zu den Kosten erhalten dann die Finanzierung: sprich ein teures Projekt benötigt mehr Stimmen als ein günstigeres. Dieses Wahlsystem ermöglichte es, dass einerseits mehr Projekte und Projekte in sämtlichen Stadtteilen realisiert werden können. Jetzt, wo die Projekte ihre Finanzierung erhalten haben, wartet die Stadtbevölkerung gespannt auf die Realisierung der Projekte.

Diskussion

Die Aufteilung der Fachstelle Quartierentwicklung in den Bereichen Planung und Sozialem wird gelobt, da diese dazu führe, dass die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit nicht nur gefördert, sondern gelebt wird. Zudem wird die Wichtigkeit des Miteinbezugs verschiedener Stellen betont, welche ohne Eigennützigkeit mitwirken können. Dies wiederum ermögliche eine Konstanz, welche soziale Teilhabe erhöhe und sich zu einer Selbstverständlichkeit entwickeln könne. Denn in der Quartierentwicklung gehe es nicht nur um das Ortsbild, sondern auch um das Zusammenleben, welches durch partizipative Entscheidungsprozessen gefördert und zur Identitätsentwicklung der Quartiere beiträgt. Denn Eigeninitiative, welche von mehreren getragen wird und gelebte Zusammenarbeit und ohne Eigennutz von einzelnen abhängt, wirke Identitätsstiftend.

Auf grosses Interesse stösst die Analyse für eine Grundversorgung je Quartier, welche im Rahmen der Quartieranalyse gemacht worden ist. Verschiedene Teilnehmende äussern, dass sie eine solche in ihren jeweiligen Gemeinden auch begrüssen würden. Das Schema welches Mina Najdl während ihrer Präsentation gezeigt hat, wird als inspirierend gelobt. Die Teilnehmenden halten fest, dass das Schema auch als Vorbild für andere Gemeinden dienen könnte. Das Schema befindet sich in der Powerpoint Präsentation.

Neben des Programms des Familienzentrums Nord, weckt insbesondere der Sandraum (siehe Bild rechts) die Neugier der Teilnehmenden: Mina Najdl erklärt, dass die Kinder hier besonders konzentriert und sorgfältig spielen.

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