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NLQ vor Ort in Suhr

Dienstag, 8. September 2020

Vernetzung, Vermittlung und Verstetigung - Wie gelingt Quartierentwicklung?

Das Netzwerk Lebendige Quartiere war zu Besuch in Suhr. 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Schweiz besuchten die Veranstaltung unter dem Titel «Vernetzung, Vermittlung und Verstetigung: Wie gelingt Quartierentwicklung?». Suhr ist eine Gemeinde in der Agglomeration Aarau mit rund 10 000 Einwohnerinnen und Einwohnern. In Suhr weist mehr als ein Drittel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund auf und die Sozialhilfequote ist die fünfthöchste im Kanton Aargau. Sozioökonomisch besonders und zunehmend belastet sind die Quartiere südlich der Bahnlinie.

Mit dem Pilotprojekt «Quartierentwicklung» möchte die Gemeinde Suhr die Herausforderungen der modernen und heterogenen Gesellschaft annehmen und einerseits eine hohe Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohnern gewährleisten, andererseits die Attraktivität des Standortes sichern. Die Quartierentwicklung hat sich seit ihrer Einführung im Oktober 2016 als eine querschnittsorientiert handelnde Organisation bewiesen. Im Sinne einer transparenten und kommunikativen Gemeinde nimmt sie Ideen aus der Bevölkerung auf, bringt sie in die Verwaltung ein und vermittelt sie bei Unklarheiten oder Widersprüchen zwischen der Verwaltung und der Bevölkerung, aber auch zwischen den unterschiedlichen Gruppen in der Bevölkerung. Ende Juni hat die Suhrer Stimmbevölkerung einer Verstetigung des bisherigen Pilotprojekts inkl. Fachstelle mit einem 70%-Pensum sowie einer Praktikumsstelle zugestimmt.
 
Nach einem geführten Rundgang durch Suhr Süd diskutieren die Teilnehmerinnen in Gruppen über ihre Erfahrungen bei der Quartierentwicklung. Im Mittelpunkt stehen die Themen Vernetzung, Vermittlung und Verstetigung in der Quartierarbeit. Zum Abschluss wird das MARGE-Toolkit, mit einer Sammlung innovativer Projekte und Methoden aus den am Projekt beteiligten Quartieren vorgestellt.
 
Nach der Begrüssung durch Gemeinderat Oliver Krähenbühl und einem geführten Rundgang durch Suhr Süd diskutieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gruppen über ihre Erfahrungen bei der Quartierentwicklung. Im Mittelpunkt standen die Themen Vernetzung, Vermittlung und Verstetigung in der Quartierarbeit.
 
Im Fokus des ersten Workshops stand das Projekt MARGE. Jutta Guhl, Dozentin für Soziale Arbeit an der FHNW und Bruno Michon, Doktor für Soziologie an der Universität Strassburg, stellten das Projekt vor und leiteten die Diskussion. Das trinationale Projekt MARGE hat exemplarisch aufgezeigt, wie das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure die Lebensqualität und den Zusammenhalt im Quartier nachhaltig fördern kann. Die am Projekt beteiligten Fachleute und die Bewohnerinnen und Bewohner haben unter anderem festgestellt, dass der grenzüberschreitende Austausch eine Möglichkeit für Anerkennung darstellt, sprich dem Ausdruck positiver Wertschätzung gegenüber Akteuren der sozialen Stadtentwicklung. So war die Strassburger Delegation bei Ihrem Besuch in Suhr beeindruckt von der Gemeindeversammlung und der lebendigen direkten Demokratie. Umgekehrt zeigten sich aber auch Vorteile der französischen „politique de la ville“, bei der 1500 gesetzlich als förderungswürdig definierte Stadtteile in ihrer Entwicklung unterstützt werden. Das top-down Programm gewährleistet die Gleichheit aller Teile des französischen Staatsgebietes und derer Einwohnerinnen und Einwohner.
Im zweiten Workshop zur Quartierarbeit in Suhr wurde das Pilotprojekt und dessen Verstetigung vorgestellt. Zentral für den Erfolg waren verschiedene Akteure: Bevölkerung, Politik und Verwaltung der Stadt Suhr, die Projektleitung sowie die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Die Unterstützung der FHNW war vor allem zu Beginn sehr hilfreich. Als wichtig stellte sich heraus, dass das Projekt von der lokalen Bevölkerung gut aufgenommen wurde und so in Suhr verankert werden konnte. Verschiedene, in das Projekt involvierte Personen (Anna Greub, Projektleitung, Daniela Gassmann, Leiterin Gesellschaft Stadt Suhr und Oliver Krähenbühl, Gemeinderat) waren anwesend und konnten direkt Auskunft geben. Es entwickelte sich eine rege Frage- und Antwortrunde zu den Details des erfolgreich verstetigten Quartierentwicklungsprojekts.
 
Der dritte Workshop widmete sich dem Thema «Quartierarbeit in der intermediären Position: zwischen Entscheidungstragenden und Lebenswelten». Johannes Küng, Beauftragter für Quartier- und Freiwilligenarbeit der Stadt Opfikon, stellte die These in den Raum, dass sich Quartierarbeiterinnen und -arbeiter in einer intermediären Position zwischen Entscheidungstragenden und Lebenswelt wiederfinden, deren Aufgabe es ist, sogenannte Risse zwischen System und Lebenswelt zusammenzufügen. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden aktuelle «Risse». Im Vordergrund stand die Problematik der sozialen Durchmischung in Quartieren und Siedlungen und die Tatsache, dass bei der Planung neuer Siedlungen die soziale Siedlungsentwicklung oft nur am Rande oder gar nicht mitgedacht wird. Als Folge davon kommt Quartierarbeit oftmals erst Jahre später zum Zug, nämlich dann, wenn ein gewisser Leidensdruck für die Politik sichtbar wird.
 
Zum Abschluss bedankte Gemeinderat Daniel Rüetschi für das zahlreiche Erscheinen und verabschiedete sich von den Gästen.
 

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